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Das Kirchenschiff ist
wahrscheinlich frühestens
ab 1106 oder etwas später von fränkischen Siedlern
errichtet worden. Einige Zeit später um den Turmbau
erweitert, war unsere Kirche von Anfang an ein Steinbau.
Über deren
Geschichte vom Baubeginn bis zum Jahre 1514 wissen wir bislang nur
wenig. Entsprechende Vermutungen kann man durch zahlreiche Indizien im
Zusammenhang mit der Besiedlung durch Wiprecht II. und die weitere
Politik seiner Machtnachfolger anstellen, was aber das Dunkel der
Geschichte um die Entstehung unserer Kirche nicht wirklich erhellen
kann. Schriftliche Zeugnisse aus dieser Zeit sind uns bisher nicht
bekannt. Grund dafür könnte die verschwindend geringe
politische
und wirtschaftliche Bedeutung des Ortes sein, es gab weder ein
Rittergut noch waren überregional wichtige oder adlige
Personen in
dieser Zeit hier ansässig. Zudem war
Frankenhain über
die Jahrhunderte immer Grenzgebiet zwischen dem Naumburgischen,
dem Merseburgischen und dem Meißnischen Kirchenmachtbereich.
Ober- und Niederfrankenhain gehörten jahrhundertelang, auch
aufgrund der Grenzlage, jeweils
unterschiedlichen Besitzern und Lehnsherren. Bemerkenswert ist
allerdings,
daß
unser Kirche von Anfang an ein vergleichsweise ziemlich
großer Bau, der große Umbau um 1514 auch eine recht
umfangreiche und
teure Baumaßnahme war, die beide vermutlich wohl kaum allein
von
den wenigen hier ansässigen Siedlern, Bauern und Handwerkern
finanziell gestemmt werden konnten. Um 1490 - 1520 jedoch fanden im
gesamten
Gebiet zwischen Ostsee und Alpen vielerorts umfangreiche
Kirchenbaumaßnahmen
statt, meist aus Ablaßhandel und von Landesfürsten
finanziert und unter Anweisung der jeweiligen Bischöfe und
Kardinäle (Ablaßbriefe)
durchgeführt.
Im
Jahre 1514 wurde also die Oberfrankenhainer Kirche, die
‘gegen 700
Pariser Fuß über dem Meeresspiegel’ steht,
im spätgotischen Stil umgebaut. Davon zeugen die Weihekreuze
im Altar- und Chorraum, das in Rochlitzer Porphyr gefasste
Sterngewölbe und die Kirchenfenster.
Aus dieser Zeit stammen auch der schöne Flügelaltar
mit der Kreuzigungsgruppe und die Sakramentsnische (Tabernakel) mit
architektonischer Rahmung und gewundener Dreiviertel-Säule.
Das altromanische Südportal blieb dabei jedoch
unverändert. Weiterhin sind der (heute nicht mehr genutzte)
romanische Taufstein und die romanische Säule mit dem
schönen Kapitell unter der Kanzel aus der frühesten
Zeit der Kirche erhalten geblieben. Auch fünf schöne,
geschnitzte und bemalte Holzfiguren aus dem 14. Jahrhundert, die
inzwischen restauriert wurden, sind im Chorraum der Kirche zu sehen.

Obwohl
ein Patrozinium urkundlich nicht bezeugt ist, wurde nach der
Überlieferung unsere St. Mauritius-Kirche damals jenem
“Mauren” aus Afrika geweiht, der als
römischer Legionär und Anführer der 22.
Thebäischen Legion im Jahr 302 sich weigerte, auf dem Gebiet
der heutigen Schweiz (bei St. Maurice) die Christen
aufzuspüren und zu ermorden. Dafür wurden er und
viele gleichgesinnte römische Soldaten dieser Legion auf
Befehl vom kaiserlichen Mitregenten Maximianus hingerichtet. Dieser
Heilige wird, da er aus Afrika stammte, oft als Mohr dargestellt, so
auch in unserer Kirche. Das Schild der Mauritiusfigur im Mittelfeld des
Altars trägt folgende Inschrift, die als Indiz für
die Weihe gilt: “Sanctus Mauritius mit diner heilgen czelshop bittet vor uns nu und tho allen ghetzoiden”.
Die (noch katholischen) Pfarrer waren zu jener Zeit ab 1517 Wolfgang Irmisch (Irmscher),
geboren 1483 in Gelenau, † 1519, danach Paul Fischer bis
1534 († 1553), ab 1534 Wolfgang Agricola (nun reformiert, aber vorher seit 1529
in Hopfgarten, † 1547), ab 1553 Daniel Walther
(† 1588). 1584 bis 1588 hatte Elias Vogel, der 1561 in
Frohburg geboren war, die Oberfrankenhainer Pfarramtsstelle inne.
Die
Reformation wurde in Frankenhain schon früh,
nämlich bereits 1533/1534 eingeführt. Die
zuständige Gnandsteiner Einsiedelsche Herrschaft, die für
Frankenhain das Kollaturrecht ausübten,
stand in diesen Jahren teils unter dem albertinischen Markgrafen von
Meißen
Herzog Georg (dem Bärtigen, ein absoluter Gegner der Reformation)
und
zum
anderen Teil unter dem ernestinischen Kurfürsten Johann
Friedrich III. (genannt: Der Weise) und seinem Bruder Johann dem
Beständigen, der nach dem Tod Friedrichs 1525 die
Regierungsgeschäfte allein ausübte. Diese beiden
unterstützen intensiv
Luther und die Reformation. Auch war die
Einsiedelsche Familie auf Gnandstein eng mit Luther, Spalatin und
Melanchthon befreundet. Entsprechender Streit der Einsiedelbrüder
mit
Herzog
Georg war vorprogrammiert, weniger wegen Frankenhain, mehr wegen
Gnandstein, Roda, Altmörbitz und sieben weiteren
Dörfern, die in Georgs Machtbereich lagen. Ab 1534 stellte sich
Elisabeth, die Schwiegertochter
Georgs, bereits auf die Seite der Reformation und regierte ab 1537
auf ihrem Wittum Schloß Rochlitz. Nach
dem Tod des Herzogs 1539 setzte sich dann auch
im albertinischen Teil Sachsens die Reformation langsam durch.
Elbisbach gehörte mit
seiner kleinen Kapelle bis 1533 als
Filial zur Pfarrkirche Oberfrankenhain, diese stand bis dahin unter dem
Archidiakonat Grimma/Merseburg. Hopfgarten hatte bis zur Reformation
einen
eigenen Pfarrer. Im Jahre 1534 wurde die Hopfgartener Kirche als
Schwesterkirche Oberfrankenhain zugeordnet. Im Gegenzug wurde das
Filial Elbisbach an Prießnitz abgegeben......
Dieser Text ist
ursprünglich ein Auszug aus der Festschrift
zur 800-Jahr-Feier des
Ortes Frankenhain im Jahr 2009.
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